|
Sechs
Wochen vor Weihnachten an einem außergewöhnlich
milden Herbstabend trat Herr Müller an das kleine Fenster
zum Vorgarten und schaute in den noch jungen Abendhimmel.
Frisch gebadet stand er da im Bademantel und sinnierte
in den Himmel hinauf. Er erwartete nicht, irgend etwas besonderes
zu sehen. Er wollte nur einfach den aufgehenden Mond
betrachten, der eben vorsichtig über den Horizont
lugte. Außerdem wollte er ein wenig darüber nachdenken,
womit er seinen beiden Töchtern Nicole und Emmely
zu Weihnachten eine Freude machen könnte.
"Ein Puppenhaus, ein paar neue Ski...?" überlegte
er halblaut. "Nein, es soll etwas ganz besonderes sein,
etwas, an das sie nicht einmal im Traum denken."
In diesem Moment schoß vor seinen Augen eine Sternschnuppe
quer über die blaue Sternentapete.
"Schnell, ein Wunsch!" zuckte es ihm durch den Kopf.
Also schaute er der Schnuppe hinterher und wünschte sich
was. Aber die Schnuppe hatte wohl andere Pläne. Sie blieb
einfach stehen – so, als ob sie Herrn Müller noch etwas Zeit geben wollte für's wünschen.
Nach ein paar Sekunden schlug sie einen Haken,
machte einen doppelten Looping und kam dann geradewegs auf
das Fenster von Herrn Müller zugeschossen. War sie eben
noch ein kleiner weißer Punkt gewesen, so leuchtete
sie jetzt glühend rot, wurde groß und größer,
und wechselte von grellpink über leuchtblau zu neongrün.
Als sie schließlich so groß wie Opa Eugens alter
VW-Käfer geworden war, .......
|